Ob türkisfarbene Mittelmeer-Buchten oder einsame Binnengewässer – die Welt per Boot zu erkunden ist einfach unvergesslich! Bevor es jedoch losgeht, solltest du unbedingt wissen, welche Scheine und Nachweise im Ausland verlangt werden. Unten findest du einen kompakten Überblick zu beliebten Revieren für deutsche Bootssportler, inklusive Infos, wie dein deutscher Sportbootführerschein (SBF) oder andere Lizenzen anerkannt werden. Bitte beachte, dass sich Bestimmungen immer mal ändern und lokale Behörden unterschiedliche Vorschriften haben können. Informiere dich daher unbedingt bei offiziellen Stellen (z. B. Deutscher Segler-Verband [DSV], Deutscher Motoryachtverband [DMYV], Hafenmeister) sowie den Behörden im Reiseland, bevor du loslegst.
Welche deutschen Scheine gibt es?
- SBF Binnen: Für Fahrten auf Binnengewässern in Deutschland (Motorboote über 15 PS, auf dem Rhein bereits ab 5 PS).
- SBF See: Für küstennahe Gewässer bis zu 3 Seemeilen Abstand zur Küste (und oft auch darüber hinaus, abhängig vom Bootstyp).
- SKS/SSS/SHS: Weiterführende Segelscheine (Sportküstenschifferschein, Sportseeschifferschein, Sporthochseeschifferschein) mit höheren Praxis- und Theorieanforderungen.
- ICC (International Certificate for Operators of Pleasure Craft): International oft akzeptiert. Wer bereits einen SBF Binnen oder SBF See hat, kann in vielen Fällen über den DSV oder DMYV den ICC beantragen, was das Chartern im Ausland deutlich erleichtert.
Niederlande
- Überblick: In den Niederlanden brauchst du für Boote bis 15 Meter Länge und einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 20 km/h keinen Führerschein. Ab 15 bis 25 Meter Länge ist ein Bootsschein jedoch verpflichtend.
- Anerkennung deutscher Scheine: Mit dem SBF Binnen bist du auf Binnengewässern in den Niederlanden in der Regel gut aufgestellt. Für küstennahe Gebiete empfiehlt sich SBF See (bzw. ein entsprechender ICC).
- Wichtig: Die niederländischen Prüfungen liegen seit 2020 beim CBR (ähnlich wie der TÜV), und es gibt Überlegungen, einen praktischen Prüfungsteil einzuführen. Wer ohnehin nur chartert, sollte mit dem ICC gut zurechtkommen.
Griechenland
- Überblick: In Griechenland muss mindestens eine Person an Bord einen gültigen Bootsführerschein vorweisen können. Zusätzlich verlangt man meist eine zweite, mindestens 18 Jahre alte Person, die für den Notfall fähig ist, das Boot zu führen.
- Anerkennung deutscher Scheine: Der SBF See oder SKS, kombiniert mit einem ICC, wird von den meisten Vercharterern akzeptiert.
- Lokale Unterschiede: Manche Charterfirmen haben spezielle Absprachen mit den griechischen Hafenbehörden. Kläre daher frühzeitig mit deinem Vermieter, welche Dokumente du benötigst.
Kroatien
- Überblick: In Kroatien braucht jedes motorisierte Boot – unabhängig von der Größe – einen Führerschein. Für Segelboote gilt dies ab einer Länge von 3 Metern (sie haben meist einen Motor).
- Anerkennung deutscher Scheine: Ein ICC ist in Kroatien Pflicht. Wenn du SBF See hast und dazu einen ICC, bist du in der Regel gut abgesichert.
- Küstendistanz: Wer bis zu 1 Seemeile vor der Küste bleibt, kommt meistens mit einer grundlegenden Lizenz (bzw. „Basis-ICC“) aus. Wer weiter hinaus will, sollte einen Schein vorweisen können, der den entsprechenden Küstenbereich abdeckt (z. B. SKS oder ICC Coastal).
- Zusätzliche Vorgaben: In Kroatien benötigt man außerdem ein Transitlog (Segelerlaubnis). Ist eine UKW-Funkanlage an Bord, braucht mindestens eine Person ein Funkzeugnis (z. B. SRC).
Deutschland (Heimatrevier)
- Überblick: Auf Binnengewässern ist der SBF Binnen nötig, wenn der Motor über 15 PS hat (auf dem Rhein ab 5 PS).
- Küstengewässer: Für Fahrten an der deutschen Küste oder darüber hinaus benötigst du den SBF See.
- Tipp: Wer häufiger im Ausland unterwegs ist, profitiert vom ICC. Damit ist das Anmieten von Booten im Ausland oft unbürokratischer.
Italien
- Überblick: An vielen italienischen Seen gilt eine Führerscheinpflicht ab 5 PS, und manche Seen fordern eine lokale Registrierung (oft „contrassegno“ genannt). Für Küstengewässer wird ein Schein für Küstenfahrt verlangt.
- Anerkennung deutscher Scheine: Ein ICC wird normalerweise anerkannt. Wenn du SBF See (oder höher) hast und diesen in einen ICC umgewandelt hast, sollte das problemlos akzeptiert werden.
- Mietausnahmen: Einzelne Vercharterer handhaben die Sache lockerer. Verlass dich aber nicht darauf – besser den richtigen Schein vorweisen können.
Spanien
- Überblick:
- Kein Führerschein nötig: Segelboote unter 6 Metern Länge, Motorboote unter 5 Metern und bis 9,5 PS.
- Führerschein nötig: Größere und/oder leistungsstärkere Boote. Spanien erkennt primär den ICC für ausländische Skipper an.
- Lokale Genehmigung: Häufig muss man beim Hafenmeister eine Genehmigung einholen.
- Anerkennung deutscher Scheine: Ein SBF See oder SKS mit ICC-Umwandlung wird normalerweise anerkannt.
Portugal
- Überblick: Portugal wendet grundsätzlich ähnliche Regeln an wie das Herkunftsland des Skippers. Wer in Deutschland eine entsprechende Lizenz zum Führen eines Boots besitzt, kann in Portugal üblicherweise dasselbe Boot führen.
- Anerkennung deutscher Scheine: Ein ICC (auf Basis des SBF See oder höher) ist oft ausreichend.
- Regionale Unterschiede: Die Bestimmungen können leicht variieren, doch für Charter-Urlaube sind die Vorschriften meist unkompliziert.
Türkei
- Überblick: Offiziell gibt es für kleine Boote keine strenge Führerscheinpflicht. Dennoch verlangen Charterfirmen in der Regel einen Befähigungsnachweis, um rechtlich und versicherungstechnisch abgesichert zu sein.
- Anerkennung deutscher Scheine: SBF See oder ein ICC bieten einen guten Nachweis. Wer ein größeres oder anspruchsvolleres Boot mieten möchte, ist mit SKS noch besser aufgestellt.
- Praxistipp: Selbst wenn kein Schein vorgeschrieben ist, vermeidet man mit gültigen Papieren Missverständnisse mit Behörden.
Karibik
- Überblick: Die Karibik besteht aus vielen Inseln, jede mit eigenen Regelungen. Ein einheitliches Gesetz gibt es nicht, doch die meisten Charteranbieter verlangen einen Nachweis deiner Segel- und Motorbootfähigkeiten.
- Anerkennung deutscher Scheine: Ein ICC oder fortgeschrittene Scheine (SKS/SSS) werden oft akzeptiert.
- Erfahrung zählt: Logbuch-Einträge zu früheren Törns und Chartererfahrungen sind hier Gold wert.
Seychellen
- Überblick: In den Seychellen gibt es keine strikte Bootsführerscheinpflicht, aber oft wollen Verleiher einen Fähigkeitsnachweis sehen.
- Anerkennung deutscher Scheine: Mit einem SBF See und ggf. ICC kannst du deine Kompetenz darlegen. Fortgeschrittene Qualifikationen wie SKS geben zusätzliche Sicherheit.
- Lokale Gegebenheiten: Riffe, Gezeiten und die Navigation zwischen Inseln können anspruchsvoll sein – reale Segelerfahrung ist hier besonders wichtig.
Fazit
Egal, ob Mittelmeer, Atlantikküste oder exotische Inselgruppen: Mit dem richtigen Bootsführerschein bist du überall bestens gerüstet. Beachte dabei:
- Vorher prüfen: Erkundige dich bei Hafenmeistern, auf offiziellen Websites und beim Vercharterer nach aktuellen Vorschriften.
- ICC im Gepäck: Wer regelmäßig im Ausland unterwegs ist, profitiert enorm vom International Certificate of Competence.
- Nachweise sammeln: Trage deine Erfahrungen ins Logbuch ein und hebe Charterverträge auf. Das macht das Leben unterwegs oft leichter – und zeigt, was für ein Seebär in dir steckt.
Gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!